Korrekte Dehnungshaltung

Hallo,

diese nette Beschreibung habe ich im www.agrar.de Pferdeforum gefunden und wollte Sie euch nicht vorenthalten.

Viel spass beim lesen und ausprobieren.

Gruss

Angela

So, ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, welcher Vergleich am Besten passt. Wer Lust hat, macht nun ein bisschen Gymnastik mit mir. Immer unter dem Vorbehalt, dass die Anatomie bei Mensch und Pferd natürlich nicht 100 pro vergleichbar ist……

Los gehts. (die Jane Fonda der Reiterei baut sich vor dem Computer auf, Musik ertönt….)
Stellt euch einfach gerade hin, locker, Augen geradeaus.

a) wenn ihr nun den Kopf zurücknehmt, so als ob jemand plötzlich vor den Augen rumfuchtelt, dann haben wir das wahlweise aufgekröpfte Pferd (Iberer) oder den Hirsch (Araber). In beiden Fällen schädlich und Unterhalsmuskelfoerdernd.

b) Aus der Ausgangsposition den Kopf senken, so als ob ihr einen Punkt ca 1 Meter vor den Füssen angucken wolltet. Ist nix dolles dabei, weil durchaus im Rahmen der natürlichen Bewegungsfreiheit der Muskeln/Bänder. Das wäre das Freizi-Pferd, das mit langem Hals ins Gelände gehen darf. Nicht zwingend per se schädlich, aber bewirkt auch sonst nix. Sonst wären ja alle Freizis super aufgemuskelte Atlethen. Sind sie aber nicht.

c) Wenn man diese Haltung forciert und die Fussspitzen anguckt, oder sogar die Knöchel, dann geht das über den normalen Bewegungspielraum hinaus, ergo erfolgt eine Ausgleichsbewegung. Der Poppes geht nach hinten. Und genau das passiert beim V/A reiten sehr häufig. Die HH bleibt zurück, die Beine schaufeln hinten raus, Gewicht voll auf der Vorhand. Mit Muskelaufbau ist auch hier wiederum Essig. Soviel zum Thema V/A in Staubsaugerpositur als Gebrauchshaltung.

d)Ausgangspositur, Augen geradeaus, Kinn angehoben. Wenn ihr den den Kopf nach vorne nehmt, so als hättet ihr was schlecht gehört und würdet (Hä???) fragen, dann haben wir das Pferd, das sich bei geöffnetem Ganaschenwinkel nach dem Gebiss streckt. Analog wäre das so ähnlich, wie bei einem Pferd, das halb ängstlich einen unheimlichen Gegenstand beriechen will, sich aber noch nicht ganz traut.

e) Aus dieser Position sollt ihr nun den Scheitel über das Kinn bringen (Genick über die Maulspalte beim Pferd.) Da gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ihr nehmt das Kinn zurück, dann haben wir das aufgerollte Pferd hinter der Senkrechten. Oder ihr hebt den Hinterkopf aus der gesamten WBS an und bringt den Scheitel so über das Kinn, das nach wie vor vorne bleibt. Das geht nur ganz wenig, dann fängt es in der Halsmuskulatur unangenehm zu ziehen an. Dann sind wir bei Fall d mit Beizäumung. Schon mal nicht schlecht, Lässt sich aber nicht lange so durchhalten.

f) Wenn nun der blöde Reiter immer wieder auf dieser tendenziell unbequemen Haltung besteht, sie immer wieder kurz einfordert, dann kommt der magische Moment, den ich jetzt mal „Rucksack schultern“ nennen will. So als hättet ihr beide Arme gerade durch die Schlaufen eines nicht all zuschweren Rucksacks gesteckt und würdet ihn auf den Buckel hieven. Das Pferd entdeckt, dass es die Spannung mildern kann indem es den Widerrist hochbringt, die Spannung dadurch aus dem Hals weiter in den Ruecken verlagert, der sich dadurch aufwölbt und zum Tragen mit herangezogen wird. Wir sind bei der Dehnungshaltung mit aufgewölbtem Rücken und aktiver HH. Das Ziel ist erreicht.

Wie bei allen Trainingsprozessen ist nicht die Dauer der Bewegung ausschlaggebend, sonder die Anzahl der Widerholungen. Sonst könntet ihr ja ins Fitnesstudio gehen, eine Hantel stemmen, die ne halbe Stunde lang hochheben und wieder nach Hause gehen. Ergebnis wäre aber kein muskulärer Körper, sondern bestimmt ein Muskelkrampf.

Ergo ist auch Haltung f) kein Dauerzustand, sondern ein aktiver Prozess, der immer wieder durch lang werden lassen unterbrochen werden muss. Mit zunehmendem Training hält das Pferd natürlich immer länger durch und braucht nach der Pause immer weniger Vorbereitung, um wieder in die „aktive Dehnung“ bei angehobenem Widerrist zu finden.

Super durchtrainierte und gut gerittene Pferde kommen in die Halle, gehen ein paar Runden lang im Schritt, traben tief eingestellt an, die HH wird beigeholt und fertig ist der Lack. das ist aber eher das Endergebnis eines sehr langen Lernprozesses. Normalerweise endet so was bei Punkt c?. Der Reiter bekommt die rote Karte, muss über Los gehen und darf keine 3000 Euro einziehen.

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